IC 1848
Sternbild: Cassiopeia
Typ: Emissionsnebel/Offener Sternhaufen
RA: 02h 51.2min
Dec: +60°24’
Helligkeit: 6.0mag
Größe: 90’ x 30’

IC 1848 ist der etwas kleinere, östliche der beiden phantastischen Emissionsnebelkomplexe im Osten der Cassiopeia (der andere ist IC 1805). Beide Komplexe enthalten extrem junge Sternhaufen, dessen O-Sterne das Gas zum Leuchten anregen. IC 1848 und IC 1805 sind die dominierenden Sternentstehungsgebiete im Perseus-Arm der Milchstraße. Im Teleskop ist innerhalb von IC 1848 auf den ersten Blick bei niedriger Vergrößerung allerdings kein Haufenkandidat sichtbar (anders als bei seinem Nachbar). Beide Haufen sind nur 1 Million Jahre alt und enthalten jeweils mehrere leucht- kräftige O-Sterne; die Entfernungen werden auf 6 – 7.000 LJ geschätzt. Entdeckt wurden beide Objekte von Edward E. Barnard, doch ist kein genaues Datum bekannt, da Barnard seine Entdeckung Dreyer nur privat mitteilte und nicht veröffentlichte. Die Nebel sind unter dem Namen „Heart Nebula“ (IC 1805) und „Soul Nebula“ (IC 1848) besonders bei Astrofotografen bekannt. IC 1848 liegt 4.5° nördlich von ? Persei (3.8mag) und ist unter perfekten Bedingungen erstaunlich deutlich im 7×50 Feldstecher zu sehen – IC 1848 ist etwas schwächer als der Rosettennebel aber heller als der Californianebel.

In meinem 130mm Starfire-Refraktor zeigt der Nebel mit UHC-Filter eine Vielzahl an Strukturen. Bei 20facher Vergrößerung ist der Nebel sogar ohne indirektes Sehen sichtbar! Visuell beträgt die Ausdehnung etwa 90 x 45’ Ost-West; auf lang belichteten Photographien wächst IC 1848 auf 120 x 55’ an. Etwas westlich des Nebelzentrums liegen zwei Sterne 7. Größe – die hellsten innerhalb des Nebels. Der westliche der beiden ist der Doppelstern Struve 306, dessen 7.1mag helle Hauptkomponente (Spektraltyp O6) den größten Anteil der UV-Strahlung liefert. Der 9.2mag helle Begleiter steht 2.1“ in Positionswinkel 93°. Zwischen Struve 306 und dem vorher erwähnten, ähnlich hellen Stern weiter östlich ist die Sterndichte leicht erhöht: laut Katalogdaten ist dies der Sternhaufen (6.5mag, 12’ Durchmesser, hellster Stern = 7.1mag). Doch als ich Struve 306 mit 255x beobachten wollte, erlebte ich eine Überraschung: Struve 306 und 8.3mag helle HD 17520 (Spektraltyp O8)
2.5’ südlich präsentieren sich als die Herzen eines ungewöhnlichen „Doppel-Haufens“! Beide sind von vielleicht 8 bzw. einem Dutzend Sternen 12. bis 14. Größe auf jeweils nur 1 bis 2’ Durchmesser umgeben – ein packender Anblick! Zumindest im sichtbaren Licht liegt hier das Herz der Sternentstehungsfabrik IC 1848.

Die Form des Nebels ist in etwa rechteckig. Der Nordrand ist am hellsten und am schärfsten definiert;die restliche Peripherie des Nebels geht gleichmäßiger in den Himmelshintergrund über. Die Grenzen lassen sich nur mit field sweeping einigermaßen festlegen. Der südliche mittlere Teil von IC 1848 ist der lichtschwächste. Das spektakulärste Detail ist ein dunkler Keil, der sich von Norden in Richtung Nebelzentrum schiebt. Der Kontrast ist ziemlich hoch, da sich zu seinen beiden Seiten die flächenhellsten Bereiche von IC 1848 befinden. Diese Struktur erinnert mich sehr stark an den Pferdekopfnebel B 33, ist aber größer und bei weitem einfacher zu sehen. Bei anderen Strukturen ist Vorsicht geboten, da die vielen über den Nebel verstreuten Sterne schnell dunkle Gebiete vortäuschen.

Michael Fritz  ( Text und Zeichnung )

Heiko Blödorn ( Bilder )

Instrument: Pentax SDUF2 Brennweite 400 mm, f/4
Montierung: iOptron IEQ-45 Guiding Kamera: DMK 41 mit Leitrohr: Astrophysiks 105mm f6 Traveler EDFS
Kamera: Atik 11000m – Belichtung: HST Filter-Palette: Ha, OIII und S2 jeweils 3 x 30 min.
Ort: HTT / Jeßnigk (Herzberg)
und
Das Mosaik :
Instrument Lichtenknecker Flatfield 500/150mm
Kamera Atik 11000m – Belichtung RGB Ha je 30 min
Ort: Strernwarte Menden